Hallo, mein Name ist Jean-Claude, kurz JC. Ich bin Fotograf und wohne im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Ursprünglich stamme ich aus Frankreich, lebe aber schon seit 1986 in New York.

Ich habe ein Fotostudio im Brooklyn Navy Yard, einem großen Industrie- und Werftgelände, auf dem sich viele Kunstschaffende und innovative Unternehmen angesiedelt haben. Hauptsächlich fotografiere ich Porträts. Ein gutes Porträt braucht Zeit, meistens ein paar Stunden. Du musst eine Verbindung mit der Person herstellen, die du fotografierst.

Neben den Porträts ist meine große Leidenschaft die Straßenfotografie. Mindestens zweimal pro Woche packe ich meine Kamera ein und setze mich auf mein Bike, ein Tinker, um meine Umgebung zu erkunden. Auf dem Gelände, auf dem sich mein Studio befindet, gibt es immer noch Trockendocks und Schiffe sowie zahlreiche Gebäude aus den 1940er Jahren. Diese Anlagen haben sehr coole Oberflächenstrukturen und Fassaden und sind dadurch tolle Motive.

Normalerweise nehme ich mir bei jedem meiner Streifzüge etwas vor. Wenn du nicht weißt, was du fotografieren willst, dann fotografierst du am Ende nichts. Meine letzte Mission war es, organische Strukturen, räumliche Texturen und architektonische Elemente zu finden, die wie die Buchstaben des Alphabets aussehen. Die Arbeit an einer solchen Mission eröffnet dir völlig neue Perspektiven. Du siehst auf einmal ganz andere Dinge.

Mit dem Tinker unterwegs zu sein, macht großen Spaß und ist sehr bequem und komfortabel. Da es ein E-Bike ist, kann ich 4 bis 5 Stunden im Sattel aushalten, ohne müde zu werden. Ich erreiche damit Ecken, in die die meisten Leute nicht kommen, weil es dort keine U-Bahn-Stationen oder andere öffentliche Verkehrsmittel gibt.

Das Tinker war früher ein ziemlich ungewöhnliches Fahrrad für New York. Die Leute drehten sich danach um und riefen: „Wow, cooles Bike!“ Aber jetzt, wo es in der ganzen Stadt so viele E-Bikes gibt, ist es keine ganz so große Rarität mehr. Ich habe das Tinker aufgrund seiner Größe einem normalen Rad vorgezogen. Bei mir zu Hause habe ich nicht viel Platz und das Bike passt perfekt unter die Treppe in meinem Apartment. Da es einen verstellbaren Vorbau hat, kann ich es sogar in meinem Auto verstauen. Das ist ein großes Plus.

Vor ein paar Wochen habe ich das Tinker mit nach Hudson genommen, eine wunderschöne Kleinstadt nördlich von New York. Eine ganze Woche lang habe ich das Städtchen mit dem Bike erkundet. Die Gegend ist ziemlich hügelig, also das perfekte Gelände für das Tinker. Ohne das Bike wäre mir das so nicht möglich gewesen, ich bin schließlich kein Radsportler. Und eine Stadt mit dem Auto zu erkunden, ist einfach nicht dasselbe. Mit dem Bike kann ich so gut wie überall anhalten und vom Sattel aus Fotos machen. Anhalten, fotografieren, weiterfahren.

Meine Kameras sind von Leica, stammen also aus Deutschland, genau wie mein Bike. Ich arbeite mit einer Q2 Reporter und einer Q2 Monochrom, die nur Schwarzweiß-Fotos macht. Ich habe bisher keine Kamera gefunden, die diesen auch nur annähernd nahekommt. Nichts ist vergleichbar mit einer Leica. Diese Kameras liegen einfach toll in der Hand.

Ob ich Schwarzweiß-Fotos lieber mag als Farbbilder? Schwierige Frage. Schwarzweiß-Fotografie fühlt sich zeitloser an, sie zwingt dich zu anderen Bildern. Es geht mehr um Licht und Kontrast. Du kannst dich nicht auf die Farbe verlassen, um eine Emotion zu wecken. Und der Schwarzweiß-Bildsensor versetzt dich in eine Zeit zurück, als man noch im Fotolabor gearbeitet hat. Das gefällt mir.

Mein Lieblingsfoto ist ein Bild, das ich während der Corona-Pandemie in Williamsburg aufgenommen habe. Es ist schwarzweiß und zeigt ein Wandgraffiti mit dem Text „Can we still fall in love this summer?“, an dem ein junges Pärchen händchenhaltend vorbeischlendert. Das war ein ganz besonderer Moment. Ich war zur rechten Zeit am rechten Ort.

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