Load Life: „Es eröffnet eine ganz neue Perspektive auf Mobilität.“
16.02.2021 | Mobility
Der Fotograf Sven „Svenssøn“ Kleuter (45) ist im nordrheinwestfälischen Siegen aufgewachsen und hinausgezogen ins Rhein-Main-Gebiet. Ein Zuhause hat er mit seiner Familie in Bochum-Ehrenfeld gefunden, wo das Herz auf der Zunge liegt. Seine größten Leidenschaften sind das Radfahren, Fotografie & Musik, dazu guter Kaffee und Käsekuchen. All dies am liebsten in Form urbaner Abenteuer, deutschlandweit und international. Im Gastbeitrag beschreibt er seine Erfahrungen mit dem Load 75.
Das Load zum richtigen Zeitpunkt.
Als wir das Load im vergangenen Sommer bekommen haben, kam es genau zur richtigen Zeit und war uns eine große Hilfe und Unterstützung. Unser damaliges Auto hatte die Grätsche gemacht und das Bike hat es direkt abgelöst. Wir haben es für alle täglichen Wege eingesetzt, vor allem für die Fahrten zur Tagesmutter und zum Einkaufen. Wir haben erlebt, wie flexibel wir dadurch als Familie wurden und es als zweites vollwertiges Gefährt kennengelernt, um allerlei zu transportieren.
Es war ein schöner, heißer Sommer nach dem ersten Corona-Lockdown, wir waren viel damit unterwegs und haben ordentlich Wasser-Sixpacks für die Oma besorgt. Mit der Vollfederung ist es natürlich extrem komfortabel, gerade wenn man mal über einen holprigen Weg fährt. Selbst mit Ladung oder der Tochter vorne drin merkt man kaum eine Bordsteinkante.
Aufgrund unserer aktuellen Lebenssituation können wir unser Auto noch nicht ganz abschaffen – das liegt aber nicht am Load. Wir sind beide selbständig und haben überregionale Termine und Besorgungen zu erledigen. Meine Freundin Lisbeth hat ein Kreativatelier und fährt hin und wieder nach Holland zum Großhandel. Das können wir mit dem Lastenrad nicht bewältigen.
Ein Zeitgewinn.
Im Frühling und Sommer war das Load optimal nutzbar. Im Moment hat es hier -13 Grad. Darauf sind wir klamottentechnisch noch nicht eingestellt. Auch die Wege hier im Viertel sind aktuell nicht wirklich befahrbar.
Insgesamt bietet das Bike große Vorteile, vor allem den Zeitgewinn. Ich bin gerade für die kleinen Erledigungen – Rezepte abholen, einkaufen oder ähnliches – viel schneller in der Innenstadt und kann mich flexibler bewegen. Und natürlich leistet man durch die klimaneutrale Bewegung seinen Beitrag zum Erhalt unserer Umwelt. In der Anfangszeit haben wir nur ganz selten mal zusätzlich ein Auto gebraucht, etwa, um die 100 Kilometer nach Siegen zu meinen Eltern zu fahren. Sonst sind wir eigentlich nur per Rad und zu Fuß unterwegs gewesen und haben das Auto nicht vermisst.
Wenn Getränkekisten zurückgeben Spaß macht.
Das eröffnet eine andere Perspektive und man hinterfragt das eigene Mobilitätsverhalten öfter. Muss ich jetzt wirklich mit dem Auto fahren oder kann ich das auch schnell mit dem Rad oder zu Fuß erledigen? Es ist ein Denkanstoß. Und meistens ist die Frage schnell beantwortet: Manche Sachen müssen nicht mit dem Auto gemacht werden. Mit dem Rad macht es sogar Spaß, Getränkekisten zurückzugeben.
Die Infrastruktur für Radfahrer hier im Großraum Ruhrgebiet ist grundsätzlich sehr gut. Die Stadt Bochum hat aus meiner Sicht schon noch Bedarf, speziell wenn es um Lastenräder geht. Die Größe des Bikes zeigt Grenzen auf, wenn zum Beispiel ein weiterer Radweg kreuzt. Stellenweise gibt es da Wegführungen, die man nur überwinden kann, wenn man absteigt und das Hinterrad herumhebt. Auch Radabteile im Zug sind noch ein schwieriges Thema. Aber für all das gibt es Konzepte, die das Fahren mit Lastenrädern in Zukunft hoffentlich noch attraktiver machen.
Ein fahrender Gesprächsanlass.
Erst einmal sind die Menschen neugierig. Das gewöhnliche E-Bike hat sich zwar im Alltagsgeschehen etabliert und viele kennen ähnliche Räder der holländischen Kollegen, die vorwiegend für den Kindertransport gebaut sind. Aber das Load sieht dann ja doch noch mal anders aus und ist vor allem größer. Die Fragen reichen von Fakten und technischen Details – was ist das für ein Antrieb? Ach, zwei Akkus? Und was kostet das? – bis zum Anwendungsspektrum. Viele können sich vorstellen, es anstelle eines Zweitwagens zu nutzen oder den Fuhrpark zu ergänzen.
Über das Lastenrad kommt man mit Menschen ins Gespräch. Meistens sitzt ja auch noch meine Tochter vorne drin und so ist es ein fahrender Anlass für Elterngespräche. Und Fahrradfahren verbindet. Den Fahrrad-Boom beobachte ich direkt vor der Haustür: Vor dem lokalen Fachhändler stehen die Leute auch bei -10 Grad Schlange.
Zur Nordsee per Cargo-Bike.
Ich habe den Plan, mit Hedi den Rhein entlang nach Holland zur Nordsee zu fahren, sobald das wieder möglich ist. Vielleicht machen wir vorher einen kleinen Test und fahren mal zwei, drei Tage irgendwo hin. Außerdem bin ich ein großer Freund von frischem, gutem Third-Wave-Kaffee und hier im Umkreis gibt es viele kleine Röstereien. Ich werde sicher regelmäßiger nach Dortmund fahren, um mir meine Kaffeebohnen abzuholen.
Und auch als Fotograf möchte ich, wann immer es geht, zu meinen Fototerminen hier im Umkreis mit dem Load fahren. Das Bike ist ein guter Eisbrecher, zum Beispiel, wenn man mit werdenden Eltern ins Gespräch kommen will.
Fotos: www.svenkleuter.com