Kleines Bauteil, großer Nutzen: Was kann der RX Chip?
15.04.2023 | Innovation
Riese & Müller verbaut ein unscheinbares, aber sehr leistungsfähiges Teil in seinen E-Bikes: den RX Chip. Ein bunter Mix an Menschen aus unterschiedlichen Abteilungen steckt hinter dem Erfolg der Technologie und der verbundenen Services. Heute sprechen wir mit zwei von ihnen, um der Frage nachzugehen: Was macht den RX Chip so besonders?
Wanda, William, es gibt ja Menschen, die wollen einfach nur Rad fahren und interessieren sich eher weniger für Apps oder Digitales. Warum sollte man ein neues Bike eurer Meinung nach aber trotzdem unbedingt mit RX Chip konfigurieren?
Wanda: Für mich sind die entscheidenden Vorteile des RX Chips der Diebstahlalarm und die Ortungsfunktion. Das betrifft meiner Meinung nach alle Menschen. Hat man einen RX Service gebucht, lässt sich das Bike auf einer Karte in der App lokalisieren und mit einem digitalen Schloss abschließen. Ein super Diebstahlschutz.
Wie funktioniert das?
William: Der Bewegungssensor im RX Chip registriert alle Erschütterungen des Bikes und schickt eine Alarmmeldung ans Smartphone, wenn es bewegt wird. Bei den Bikes unserer Urban Line gibt es zusätzlich eine 90 Dezibel laute, integrierte Sirene und Lichtsignale per Scheinwerfer. Das schreckt Diebe häufig direkt ab. Die Ortung funktioniert per GPS. Über Satellit wird das Bike lokalisiert und die Position in der App angezeigt. Dann weiß man genau, wo es steht.
Gehen wir mal vom schlimmsten Fall aus: Das Bike ist trotzdem weg. Was jetzt?
Wanda: Wenn das Bike tatsächlich geklaut wird und man einen RX Service mit Wiederbeschaffung – ConnectCare – gebucht hat, muss man sich um fast gar nichts mehr kümmern. Man meldet den Diebstahl lediglich im Kundenaccount. Wir bzw. unser Dienstleister begibt sich dann sofort auf die Suche nach dem Rad und schaltet bei Bedarf die Polizei ein. Haben wir das Bike lokalisiert, kümmern wir uns um die Sicherstellung, eventuell notwendige Reparaturen und den Rücktransport zu*r Kund*in. Im Normalfall sind diese dann sehr schnell wieder mobil – und natürlich super happy, ihr Bike wiederzubekommen.
Wie häufig konnte denn auf diese Weise ein gestohlenes Bike schon wiedergefunden werden?
Wanda: Seit dem Start der RX Services konnten wir mehr als 100 Bikes wiederbeschaffen. In Deutschland haben wir eine Erfolgsquote von über 70 %. Das ist ein sehr guter Wert, insbesondere wenn man das mit der sonst üblichen Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen vergleicht. Die liegt grob bei 10 %.
„Hochwertige Räder mit gutem Gefühl abstellen.”
Und was passiert, wenn das Bike nicht gefunden werden kann?
Wanda: Dann gibt es ein neues, identisch konfiguriertes Bike von Riese & Müller. Das planen wir priorisiert in unsere Produktion ein und ist dann sehr schnell bei der Kundin oder dem Kunden. Das ist meiner Meinung nach auch der entscheidende Vorteil gegenüber normalen Fahrradversicherungen: Man kommt deutlich schneller an ein baugleiches Bike – und wird so wieder mobil. Denn für viele Menschen sind E-Bikes heutzutage Autoersatz oder zumindest Hauptverkehrsmittel.
William: Ich persönlich finde wichtig, dass man mit dem RX Chip auch hochwertige Räder mit ruhigem Gefühl draußen abstellen kann. Das macht den Kopf frei und lässt einen deutlich besser schlafen, denn ich weiß, ich habe eine wirklich gute Absicherung.
Funktioniert die GPS Ortung samt Wiederbeschaffung auch außerhalb Deutschlands?
Wanda: Ja. Zuletzt haben wir das Einsatzgebiet nochmal ordentlich erweitert. Mittlerweile gibt es die RX Services in 30 Ländern in Europa, in sechs davon auch mit Wiederbeschaffungsservice. Meines Wissens bietet das bislang kein anderer Hersteller.
Welche Grundidee stand am Anfang der Entwicklung der RX Services?
Wanda: Damals haben wir überlegt, wie wir Menschen noch mehr Anreize bieten können, um im Alltag aufs Auto zu verzichten. Wie können wir die Nutzung unserer Bikes noch effizienter und komfortabler machen? Und was braucht es, um unseren Kund*innen ein grundlegendes Gefühl der Sicherheit zu geben?
William: Ein weiterer Gedanke war, die Bikes „connected” zu machen. Die App bietet eine Tourenerkennung und stellt den Fahrer*innen alle relevanten Daten rund um ihr E-Bike zur Verfügung, also zum Beispiel: Wie viel Strecke habe ich diesen Monat gemacht? Wie viel CO2 eingespart? Das mag für manchen wie ein nettes Gimmick wirken – kann aber motivieren, häufiger mit dem Rad zu fahren. Bei unseren UBN Bikes lassen sich in der App zusätzlich noch Motordaten über die Tachofunktion anzeigen – per Bluetooth-Verbindung in Echtzeit.
Das Bike denkt mit.
Vor kurzem habt ihr ein Update der RX Connect App veröffentlicht. Was sind die wichtigsten Verbesserungen?
William: Die App hat ein frisches Design bekommen und neue Funktionen für unsere UBN Bikes. Eine wichtige Neuerung spielt sich aber im Hintergrund ab: Zukünftig verarbeiten wir die Fahr- und Nutzerdaten der User*innen selbst, in unserer eigenen IT-Infrastruktur. Natürlich anonymisiert. Wir bekommen dadurch spannende Erkenntnisse zur Fahrradmobilität, die wir zur Entwicklung neuer Features für unsere Kund*innen verwenden können oder auch als Grundlage für innovative Verkehrssysteme.
Was ist damit gemeint?
William: Die Daten, die man von vielen vernetzten Bikes anonymisiert bekommt, kann man auch für die Stadtentwicklung und Verkehrsplanung nutzen. Wartezeiten, bevorzugte Fahrwege oder komplizierte Kreuzungssituationen lassen sich über Datenanalysen recht gut ermitteln. Ein anderer Aspekt ist die Kommunikation von Fahrzeugen untereinander. Das kann man zum Beispiel für die Verkehrsflussoptimierung nutzen. Stichwort: grüne Welle für Fahrräder ab einer kritischen Masse. Man spricht dann von der V2X-Kommunikation, also zwischen einem „Vehicle” und einem Punkt X.
Ist das nicht noch ferne Zukunftsmusik?
Wanda: Es braucht sicher noch ein paar Jahre für die technische Infrastruktur und übergreifende Standards. Aber wir sind überzeugt davon, dass langfristig alle E-Bikes connected sein werden und grundsätzlich mit anderen Fahrzeugen, aber auch mit Ampeln, Messsystemen und so weiter kommunizieren werden und so wichtige Daten für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer*innen generieren. Aber natürlich wird Connectivity auch immer stärker zur komfortablen und intuitiven Nutzung beitragen – damit man einfach mehr Spaß mit dem E-Bike hat.
Bis es so weit ist: Welche praktischen Funktionen könnte man schon in absehbarer Zukunft anbieten?
William: Zum Beispiel automatisierte Auf- und Abschließfunktionen, eine Sturzerkennung, eine intelligente Kollisionswarnung, ein digitaler Rückspiegel oder Spracherkennung. Auch die Kalkulation bevorstehender Wartungsarbeiten, also Predictive Maintenance, liegt in nicht allzu weiter Ferne: Sind die Reifen zu stark abgefahren? Sollten Bremsen, Lichter oder Antriebselemente getauscht werden? Solche Informationen steigern langfristig die Langlebigkeit der Bikes und tragen damit zur Nachhaltigkeit bei. Auch in Sachen Individualisierung wird es Entwicklungen geben, zum Beispiel die Einstellung eigener Fahrmodi und allgemeiner Präferenzen beim Fahren. Für viele der genannten Funktionen werden das Smartphone und die RX Connect App eine zentrale Rolle spielen.
Vielen Dank für das Gespräch, Wanda und William.